Astitit regina a dextris tuis in vestitu deaurato,

circumdata varietate. (Ps. 44, 10b)


Gedanken über die Schönheit und Reinheit

des katholischen Glaubens und der Liturgie

01 Mai 2018

Der Hl. Joseph, Patron der Gesamtkirche oder Vorbild der Arbeiter?


Im liturgischen Kalender von 1962, der für die sog. außerordentliche Form des römischen Ritus in Gebrauch ist, findet sich heute das Fest des hl. Joseph, des Handwerkers, FESTA S. IOSEPH OPIFICIS. Der hl. Joseph wird also allein durch die Überschrift als ein Mann beschrieben, der mit seinen Händen arbeitete. Im Lateinischen gibt es mehrere Möglichkeiten, Handarbeit auszudrücken, artifex, faber, opifex, mercenarius, operarius etc. Ein opifex ist ein Handwerker, der etwas herstellt, im Gegensatz zum operarius, dessen Tätigkeit man als Arbeiter übersetzen würde.
Wie wir wissen, hat der Hl. Joseph das Handwerk des Zimmermanns ausgeübt, ist also tatsächlich ein opifex.
Das heutige Fest im MR 1962 wurde von Papst Pius XII. 1955 eingeführt. Die Gründe dafür liegen in den sozialen und gesellschaftlichen Fragestellungen der damaligen Zeit. Die Arbeiterbewegung hatte den 1. Mai zum "Tag der Arbeit" proklamiert, und die Kirche versuchte schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mit der "sozialen Frage" gerade den Unterschichten, Armen und Benachteiligten zu helfen und auf ihre Probleme in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Die säkularen politischen Bewegungen waren dabei stark von kommunistischen und sozialistischen Gedanken geprägt, Ideologien, die der Kirche und dem Katholizismus widersprechen. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war in den westlichen Ländern (besonders in den USA) die Angst vor dem Kommunismus groß, er wurde, nach dem Freimaurertum, als eine große Gefahr für die Kirche angesehen (s. a. die filmische Umsetzung in den "Don Camillo und Peppone-Filmen!).
Es bleibt eine gewisse Spannung und Künstlichkeit in dem 1955 eingeführten Fest. Das Leben des Hl. Joseph ist eben nicht so leicht für soziale Fragen einzuspannen. Sicherlich ist er uns als der ruhige und stille Kontemplative, der mit seiner Hände Arbeit die verborgene Familie von Nazareth ernährte, ein leuchtendes Vorbild. Ihn jedoch für die Arbeiterfrage der in den Fabriken und Industrien schwitzenden Männer (und auch Frauen) als Hilfe anzubieten, ist gewagt.
Die Oration der hl. Messe vom 1. Mai sieht ihn auch eher als Fürsprecher im Hinblick auf unsere Arbeit, egal wo und an welchem Platz. 


Mit Hilfe des hl. Joseph und durch sein Beispiel sollen wir jene Werke ausführen, die Gott uns aufträgt. Doch welche Werke sind das? Und entspricht die Erwerbsarbeit der Menschen immer den Werken, die Gott uns aufgibt? Sicherlich nicht. Sollen wir also nur das mit unserer Arbeit bewirken, was Gott von uns will? Der Sinn dieser Bitte bleibt im Unklaren.

Das Josephsfest vom 1. Mai ersetzte ein anderes Fest, sog. Schutzfest des hl. Joseph. Es wurde 1847 von Papst Pius IX. auf die ganze Kirche ausgedehnt, zunächst am 3. Sonntag nach Ostern begangen, dann von Papst Pius X. auf den 3. Mittwoch nach Ostern gelegt. 
Pius IX. erklärte 1870 den hl. Joseph feierlich zum "Patron der ganzen Kirche" und stellt sie unter seinen himmlischen Schutz, anläßlich der Besetzung Roms durch die Truppen Viktor Emmanuels II.
Die Oration dieses Festes ist im Gegensatz zu der des des 1. Mai allgemeiner und bedient sich der Schemata anderer bekannter Orationen der Liturgie:


Das Fest heißt im Missale IN SOLEMNITATE S. JOSEPH SPONSI B. MARIAE V., CONF. ET ECCLESIAE UNIVERSALIS PATRONI.
Der Bezug zum Josephsfest am 19.3. (das vor und nach 1955 weiterhin begangen wird) wird durch die Titulatur "Bräutigam" deutlich. Zugleich erscheint der Hl. Joseph hier (s. die Lectio Gen. 49, 22-26) als DER Fürsprecher und Schutzherr der Kirche.
1919 ist dann noch die Präfation des hl. Joseph für alle Josephsfeste in das Missale eingegangen.

Zuletzt ist noch zu sagen, daß das Zweite Vatikanische Konzil mit einer liturgischen Änderung im Hinblick auf den hl. Joseph begann. Mit Wirkung vom 8. Dezember 1962 wurde der hl. Joseph durch Papst Johannes XXIII. in den römischen Meßkanon eingeführt, ein Hinweis auf die große Josephsverehrung im 19. und 20. Jahrhundert. Zugleich aber, so kann man es sehen, ein Eingriff in einen seit Papst Gregor dem Großen über ca. 1500 Jahre unveränderten heiligen Text.

Und hat sich hier nicht die sog. "Broken-Windows-Theorie" bewahrheitet?
Ein kleine und (wahrscheinlich) aus Devotion eingefügte Änderung desjenigen Textes, den das Konzil von Trient bezeichnet als "von allem Irrtum rein ... , daß nichts in ihm enthalten ist, das nicht in höchstem Maße den Duft einer gewissen Heiligkeit und Frömmigkeit verströmen läßt" (Konz. v. Trient, 22. Sitzung, Lehre über das Meßopfer, Kap. 4 / DH 1745) am Beginn des letzten Konzils, bewirkt letztendlich (heute) die praktische Abschaffung des röm. Meßkanons und Ersetzung durch andere "Hochgebete", dazu die weiteren Verstümmelungen dieses Kanons im Rahmen der letzten Liturgierefom.

Hl. Joseph, Schutzpatron der Kirche oder Vorbild der Arbeiter?
Es gäbe gute Gründe, das zwar nicht wirklich alte, aber sinnreiche Schutzfest des Hl. Joseph anstelle des Joseph vom 1. Mai zu reaktivieren ...

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