Gott ist die Quelle alles Seins; darum bitten wir ihn um die Gaben der Gerechtigkeit und Heiligung, und um die Kraft, sie im Werke zu vollbringen. Wie gering sind demnach unsere Verdienste an dem wenigen Guten, das wir tun! Der erste Gedanke, die Hinneigung des freien Willens, die Ausführung des guten Vorsatzes, alles das kommt von Gott. Unser ist nur die Mitwirkung mit der Gnade, denn wir sind vernunftbegabte Geschöpfe, aber auch hier greift Gott helfend ein. Wie demütig müssen wir also Gott gegenüber sein, und wie wenig dürfen wir uns vertrauen! Die Demut lenkt all unsere Beziehungen zu Gott.
Ildefons Schuster, Liber Sacramentorum, IV. Band, Regensburg 1928, S. 117.
Das Tagesgebet, die Oration der heutigen Messe lenkt unseren Blick auf den Zusammenhang von zuvorkommender und nachfolgender Gnade.
Die zuvorkommende Gnade ist diejenige Gnade Gottes, "insofern sie ohne unsere freie Mitwirkung Erleuchtungen des Verstandes und Anmutungen des Willens zum Guten in uns hervorruft, um zu freien übernatürlichen Akten anzuregen" (J. B. Heinrich, Lehrbuch der katholischen Dogmatik, hrsg. v. Ph. Huppert, Münster 1900, Nr. 1448).
Das Tagesgebet, die Oration der heutigen Messe lenkt unseren Blick auf den Zusammenhang von zuvorkommender und nachfolgender Gnade.
Die zuvorkommende Gnade ist diejenige Gnade Gottes, "insofern sie ohne unsere freie Mitwirkung Erleuchtungen des Verstandes und Anmutungen des Willens zum Guten in uns hervorruft, um zu freien übernatürlichen Akten anzuregen" (J. B. Heinrich, Lehrbuch der katholischen Dogmatik, hrsg. v. Ph. Huppert, Münster 1900, Nr. 1448).
Diese Gnade geht also unserem freien Wollen voraus, will uns jedoch zu freien Willensakten anregen oder befähigen; sie ruft uns und will uns zum guten Wollen vorbereiten.
Diese göttliche Anregung ist also noch nicht unser freies Wollen selbst, sondern es sind unwillkürliche Akte unserer Seele, die zum freien Wollen anregen, so bspw. Erleuchtungen unseres Verstandes, Bewegungen des Gefühls oder Anmutungen des Willens (Heinrich, 1449).
Die zuvorkommende Gnade finden wir auch in der Hl. Schrift, z. B. Apoc. 3, 20 "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und mir die Tür aufmacht, so werde ich zu ihm eingehen und mit ihm Mahl halten und er mit mir.", so auch das Konzil von Trient im Dekret über die Rechtfertigung (DH 1525).
Die nachfolgende Gnade Gottes unterstützt den freien Willensakt des Menschen, wirkt mit ihm mit, begleitet ihn, "nicht als ob sie (i. e. die Gnade, Anm.) zu dem aus sich selbst wollenden Willen erst hinzukäme, sondern vielmehr so, daß der Wille mit ihr wirkt und sie die erste und übernatürliche, der Wille aber die zweite und natürliche Ursache des fraglichen übernatürlichen freien Aktes ist" (Heinrich, 1450).
Gott und Mensch sind hier also gleichzeitig tätig. Gott wirkt in uns mit (bzw. der Mensch wirkt mit Gott mit), so daß der Akt zum Guten ein gemeinsames Werk der Gnade Gottes und des freien Willens des Menschen ist (s. auch hier das Konzil von Trient, DH 1525).
Beide Arten der Gnade kann man zwar unterscheiden, man sollte sie jedoch nicht trennen.
"Dieselbe Gnade ist, indem sie das Vermögen zu übernatürlich guten Akten und die Anregung dazu gibt, zuerst zuvorkommend und sodann, indem sie das Wollen und Vollbringen selbst verleiht, helfend" (nach Heinrich, 1451). Diese helfende Gnade ist auch zugleich die begleitende Gnade, "insofern sie einen guten Akt oder das ganze Werk unseres Heils bis zur Vollendung fortführt (Heinrich 1452).
Sehr schön wird der Zusammenhang von zuvorkommender und begleitender Gnade Gottes in dem bekannten Gebet Actiones nostras ausgedrückt:
Genau in diese Richtung zielt auch unsere heutige Oration der Sonntagsmesse.
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