Die Hl. Messe ist die unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi (Aktualpräsenz), bei der der Heiland Seinen wahren Leib und Sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein zur Speise reicht (Realpräsenz).
Es ist unzweifelhaft, daß der Herr »beim letzten Abendmahle, …, seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein Gott, dem Vater, dargebracht und sie unter den Zeichen derselben Dinge den Aposteln (die er damals als Priester des neuen Bundes einsetzte) dargereicht, …« (Konzil von Trient, sess. XXII, cap. 1 / DH1740).
Für das Trienter Konzil ist es gesichert, daß die Wesensverwandlung in den Einsetzungsworten Christi am Gründonnerstag enthalten ist. Aufgrund Seiner göttlichen Allmacht muß aus den Worten des Heilands gefolgert werden, daß er Seinen Aposteln nicht mehr Brot und Wein, sondern Seinen Leib und Sein Blut reichte.
Was aber ist mit Seinem Opfer? Am Gründonnerstag stand Sein Kreuzesopfer ja noch bevor.
Sein Opfer wird also schon dargebracht, zwar noch nicht blutig, wie am folgenden Tag, doch unblutig, das Kreuz vorwegnehmend. Somit ist am Gründonnerstag im Abendmahlssaal durch den Hohepriester Jesus Christus (schon) ein Opfer, nämlich Sein Opfer (Christus ist zugleich Opfermaterie wie auch Opferpriester) dargebracht worden, durch Denjenigen, der Sich als den für ewig aufgestellten Priester nach der Ordnung Melchisedechs erklärt.
Das Letzte Abendmahl war für Gihr also nicht bloß eine Art Kommunionfeier, sondern eben auch eine Opferfeier.
Auch Joseph POHLE (Dogmatik III, 51912, S. 363f) erklärt in seinem neutestamentlichen Schriftbeweis des Meßopfers, daß die Blutvergießung Christi nicht erst am Kreuz, sondern schon vorher bei der Einsetzung Seines Opfers im Abendmahlssaal sich vollzog und dieses Opfer am Gründonnerstag ein wirkliches und wahres Opfer war, das als bleibende kirchliche Einrichtung, nämlich als Meßopfer eingesetzt wurde.
Die Blutvergießung Christi nicht erst am Kreuze, sondern schon beim Abendmahl zeigt sich für ihn im Text des Neuen Testaments selbst.
Es gibt vier Schriftstellen, die den »Einsetzungsbericht« erwähnen: Matth. 26, 28; Marc. 14, 24; Luc. 22, 20 und I Cor. 11, 25.
Der griechische Urtext hingegen verwendet präsentische Partizipien (pass.), ἐκχυννόμενον, (vergossen werdend). Damit fällt die Blutvergießung, im Abendmahlssaale durch den Heiland ausgesprochen, in die Gegenwart: »Denn dies ist mein Blut des Bundes, für viele vergossen werdend zur Vergebung der Sünden« (Matth. 26, 28, griech. Text).
Sehr gut beschreibt Johannes BRINKTRINE (Die Lehre von den heiligen Sakramenten der katholischen Kirche Bd. 1, 1961, 369f) den Bogen zwischen dem Opfer im Abandmahlssaal und dem Kreuzesopfer.
Für ihn nimmt das Abendmahlsopfer eine besondere Stellung ein. Nach hinten betrachtet, da es vor dem absoluten Opfer des Kreuzes gefeiert wurde, die Vollendung des alttestamentarischen Opferdienstes und die Zusammenfassung aller Vorbilder und Opfer des alten Bundes.
Weiter nach vorne ist das Letzte Abendmahl natürlich der Prototyp des Meßopfers und die Einsetzung des neutestamentlichen Priestertums. Opfergabe und Opferpriester sind beim Abendmahl, beim Kreuzes- und beim Meßopfer gleich.
Brinktrine geht weiter und sagt, daß das Abendmahlsopfer mehr ist als das Meßopfer, jenes ist Wirkursache (causa efficiens) aller nachfolgenden Meßfeiern, es ist die Quelle, aus der das Meßopfer hervorfließt. Denn der Priester setzt ja in der Hl. Messe keinen anderen Akt als die von Christus im Abendmahlssaal gesprochenen Worte.
»Das Meßopfer hängt also ganz und gar vom Abendmahlsopfer ab und durch dieses, also mittelbar, vom Kreuzesopfer. In bezug auf das Meßopfer könnte man also das Cenaopfer [Abendmahlsopfer] ein absolutes nennen und jenes auch in bezug auf dieses ein relatives.«
Das, was der Herr im Abendmahlssaal tat, als er den Aposteln Brot und Wein reichte, ist unzweifelhaft Sein Leib und Blut gewesen, wie in jeder Hl. Messe.
Und daß dies in Form Seines Opfers geschah, der für uns und für das Heil der Welt Seinen Leib und Sein Blut hingab, ist ebenfalls klar, unblutig am Gründonnerstag und im Meßopfer, blutig am Kreuz.
Somit ist sowohl die Realpräsenz als auch die Aktualpräsenz Christi bei Seinem Letzten Abendmahl gegeben.
Und trotzdem besteht noch ein wichtiger Unterschied.
Die Hl. Messe ist ein von Christus eingesetztes Sakrament, das seine Wirkung und Kraft erst aus dem vollendeten Kreuzesopfer zieht und der Kirche zur Verwaltung übergeben wurde.
Die Apostel wurden zwar im Abendmahlssaal mit der Fülle des Weihesakramentes ausgestattet (also zu Bischöfen geweiht), doch ist davon auszugehen, daß sie die Sakramente erst ab Pfingsten, als die Kirche öffentlich konstituiert wurde (gegründet wurde sie am Kreuz), angefangen haben zu spenden.
Christus hat also in diesem Sinn keine Messe im Abendmahlssaal »gefeiert«, er hat die Eucharistie und das Priestertum als Sakramente eingesetzt.
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